Wenn man angesichts des 30-jährigen Bestehens des Pegasus-Theaters sein charakteristisches Erscheinungsbild, gewissermaßen seine “Spektralfarben”, erkennen möchte, fällt zunächst gleich die Literatur-Auswahl ins Auge.

Seit seiner Gründung 1983 hat es sich von Pegasus, dem antiken Flügelpferd, vor allem in diejenigen Bereiche der dramatischen Poesie tragen lassen, wo sich lyrisch-komödiantische Strukturen mit musikalischen Elementen überzeugend verbinden lassen.

Dazu eignen sich vor allem die “klassischen” Komödien, wie z. B. von Molière, Goldoni, L. de Vega, Nestroy, Ramund, aber auch Stücke von Zeitgenossen wie Tankred Dorst, Yves Jamiaque, Wolfgang Hildesheimer, Jean Tardieu, Dario Fo, um nur einige zu nennen.

Als einer der bisherigen Höhepunkte darf sicher die deutsche Uraufführung von “A Kiss for Cinderella” (James Matthew Barrie) betrachtet werden.

Die für die jeweilige Produktion individuell komponierte und live gespielte Musik dient nicht nur zur Überbrückung der Pausen bei Szenenwechsel und Bühnenumbau, sondern ist ein wichtiges, integrierendes Element des dramatischen Geschehens.

Was das Motto “König für einen Tag” betrifft, handelt es sich einmal mehr um einen Stoff der Weltliteratur, der u. a. im Werk von Shakespeare, Calderón, Grillparzer, Hauptmann seinen Niederschlag gefunden hat.

Den verschiedenen Interpretationen und Abwandlungen gemeinsam ist “die Geschichte von einem Mann (meist) aus unteren Ständen, der während eines Schlafes oder Rausches in eine höhere Lebenssphäre versetzt und später auf dem gleichen Wege wieder in seinen alten Stand zurückversetzt wird.” (E. Frenzel)

Dieser Linie folgen insbesondere die Stücke “Kasperl als Prinz” und “Wenn du arm bist, wirst du König”.

Während bei Pocci die vorübergehende Verfrachtung des Kasperl Larifari ins Schloss mehr dem Amüsement der Hofgesellschaft als dessen vorgeschobener Alkoholentziehungskur dient, wird bei Dario Fo der Bürgermeister Berengario von seiner Tochter und einer Komödiantengruppe von einem verhängisvollen Albtraum befreit.

Das Stück von W. Grote zeigt ebenfalls einen Tag aus dem Leben eines Königs, genauer gesagt, den letzten in seiner Rolle als verkommener Despot, bevor er sich – vom Spott und Gelächter der aufmüpfigen Untertanen gedemütigt – für immer in seinen Palast verkriecht.

Da letztgenannter Autor vorwiegend für das Kinder- und Jugendtheater schreibt, dürfte die diesjährige Stückauswahl auch für unsere jüngeren Zuschauer sehr attraktiv sein.

So übernehmen inzwischen jugendliche Darsteller – vor geraumer Zeit noch die “Kids” der Gruppe – tragende Rollen und damit Verantwortung wie die “alten Hasen”.

Damit die Produktionen auch optisch den Erwartungen der Zuschauer entsprechen, ist ein für Kostüme, Bühnenbild und Maske verantwortlicher Personenkreis mit künstlerischer Inspiration und professionellem Können am Werk.

Meinrad Schmitt